Traum vom Eigenheim – für viele junge Menschen unerreichbar

“In Deutschland ist die Eigenheimquote so gering wie nirgends sonst in der EU. Gerade junge Immobilienkäufer scheitern […] an den hohen Nebenkosten.” (Spatz, 06.06.2025)

In Deutschland lebt über die Hälfte der Bevölkerung zur Miete – eine klare Ausnahme in der EU (Kroatien 9 %, Italien 24 %, Niederlande 31 %). Für junge Menschen steigt damit nicht nur der Wunsch nach Wohneigentum, sondern auch die große Hürde: hohe Einstiegskosten, allen voran die Nebenkosten – Grunderwerbsteuer, Notar, Grundbucheintrag, Makler- und Gutachterkosten –, die sich in Gesamtkosten von 9–12 % des Kaufpreises summieren können.
 

Einstiegshürden & Zahlenlage

Eigenkapital als Mangelware

Der fehlende Eigenkapitalanteil ist laut Spatz die größte Einstiegshürde: junge Käufer können selten 20–30 % des Kaufpreises selbst aufbringen. Hilfe durch Bürgschaften ist möglich, aber selten nachhaltig.

Kaufnebenkosten im Überblick

Beispielrechnung zu 300.000 € Kaufpreis:

  • Grunderwerbsteuer (3,5–6,5 %): 10.500–19.500 €
  • Notar & Grundbuch (1,5 %): 4.500 €
  • Makler (ca. 3,57 %): 10.710 €
  • Gutachter: ≈ 700 €
    Gesamtsumme: 26.410–35.410 €

Durchschnittsalter erstmals Erstkäufer

In der EU liegt das Durchschnittsalter bei Erstkäufern bei über 40. In Deutschland liegt der Median bei ca. 49 Jahren, während er in den 1990er-Jahren bei 37 lag – deutliches Zeichen, dass junge Menschen immer seltener den Einstieg schaffen.

Immobilienpreise spiegeln Mietbelastung

Eine 80 m²-Wohnung kostet in Berlin z. B. über 20 Jahre Jahreseinkommen. In Frankfurt 23,7, Stuttgart 20,5. Auch Bauland & Baukosten stiegen – von 2003 bis 2019 jeweils um 36 % und 60 %.

Internationale Vorbilder & Best-Practice

Niederlande

Unter 35-Jährige zahlen keine Grunderwerbsteuer bei Kauf unter 500.000 €. Die üblichen Nebenkosten belaufen sich auf nur 2 % Grunderwerbsteuer.

Polen

Junge Familien unter 45 erhalten zinsgünstige Kredite mit Übernahme der Zinsdifferenz. Zudem werden bei Erstkäufen Transaktionssteuern gestrichen – ähnlich zur niederländischen Regelung.

Deutschland: Vorschläge & Debatten

Grunderwerbsteuer-Freibeträge

Eine Forderung der FDP/CDU: Freibeträge (250.000–500.000 €) senken die Steuerlast deutlich bei jungen Käufern. Kritik: Umsetzung hängt von Bundesländern ab.

Makler-Bestellerprinzip

Wer bestellt (Käufer oder Verkäufer), zahlt. Kritiker befürchten, dass Provisionen statt zu sinken, ins Kaufpreisniveau eingepreist werden 

Steuerliche Gleichstellung & KfW-Förderung

Experten fordern: Auch private Eigennutzer solle Zinsaufwendungen steuerlich absetzen können (ähnlich Kapitalanlegern). KfW-Zuschüsse sollen inkl. Einkommensgrenzen ausgeweitet werden.

Gebührenbegrenzung

Kritiker (z. B. Neho) schlagen Deckelung oder Festpreise bei Makler- und Notargebühren vor, um Kostenblöcke zu begrenzen.

Regionale Unterschiede in Deutschland

Grunderwerbsteuer

Erhebliche Variation: Bayern/Sachsen ≈ 3,5 %; NRW/Brandenburg/Schleswig-Holstein bis zu 6,5 %. Regionale Unterschiede bedeuten bei gleichem Immobilienpreis fühlbares Kostengefälle.

Immobilienpreisindex

München: 13,6 Jahresnettoeinkommen; Stuttgart: 10,7; Frankfurt: 10,0; Dresden: 5,7; Bremen: ~155.000 € für ein EFH. Das zeigt den Bedarf an maßgeschneiderten regionalen Fördermodellen.

Stimmen aus Verbänden & Institutionen

IVD (Immobilienverband Deutschland)

  • Forderung: Grunderwerbsteuer senken, Freibeträge einführen. Kritik an aktuellen Jung-kauft-alt-Programmen, die oft nur energetische Anforderungen finanzieren, nicht an Kaufnebenkosten eingreifen.

IHK & LBS

  • IHKs beraten über Finanzierung, Zinsbindung, Tilgung – Kaufnebenkosten werden oft unterschätzt.
  • Bausteine: Kombination aus Zuschüssen, zinsgünstigen Darlehen & Eigenheimrente.

Private Anbieter

  • Setzen auf Transparenz bei Kaufnebenkosten, Anwendung digitaler Kalkulationstools – bauen Möglichkeiten zur Verhandlung auf.
  • Empfehlend: Mieter-Kauf-Modelle, Teilumfinanzierung und Übergangslösungen für junge Käufer.

Medien-Stimmen (Stern, Bild)

  • Beispielberichte: Junge Käufer nutzen Bürgschaften, Crowd-Funding, alternative Finanzinstrumente.
  • Detailliert illustriert: Kaufnebenkosten drücken sogar mittlere Einkommen in knappe Kalkulationen.

3 zentrale Empfehlungen für die politisch-institutionelle Seite

  1. Freibeträge bei Grunderwerbsteuer – gezielt für Jungkäufer unter 35–40 Jahren, z. B. 250–500 Tsd. € Freibetrag.
  2. Gebührenstruktur neu denken – Deckelung bei Makler- und Notarkosten, alternative Preismodelle wie Festpreise oder proportional ausgeschriebene Provisionen.
  3. Eigenkapital stärken & steuerliche Gleichstellung – staatliche Bürgschaften, steuerliche Absetzbarkeit von Zinsen, erweiterte Förderklassen (KfW, Baukindergeld).

Strategien für junge Käufer

  • Langfristiges Sparen – Rücklagenaufbau von 7–10 Jahren empfohlen.
  • Nebenkosten konkret kalkulieren – transparente Planung inklusive aller Gebühren – ein Muss, um Überraschungen zu vermeiden.
  • Fördermittel gezielt nutzen – z. B. Baukindergeld, KfW-Darlehen. Doch: Verkäufer neigen dazu, den Preis aufzuschlagen – daher Echtwert ermitteln.
  • Alternative Modelle prüfen – Miet-Plus, Crowd-Invest, Elternbürgschaften, wenn verantwortungsbewusst eingesetzt.
  • Maklerwahl sorgfältig treffen – auf Transparenz achten und Angebote vergleichen.

So positioniert sich Böhl Immobilien

Wir sind Experte für Erstkäufer und unterstützen mit umfassenden Übersichten zu Kosten, Fördermöglichkeiten und regionalen Besonderheiten. In Webinaren und Workshops gehen wir gezielt auf die Situation und fragen von jungen Käufern ein und finden in Kooperation mit der IHK und KfW Beratungswege und Fördermittel, um den Immobilienkauf in Remscheid, Bergisch Gladbach und Leverkusen auch in jungen Jahren zu realisieren.

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